Sascha Baltes kommt aus Duisburg, ist 37 Jahre alt und surft am liebsten Fährenwellen. Uns hat er verraten, wo die besten Fährenwellen der Welt brechen und wieso die Wasserschutzpolizei manchmal ganz schön nerven kann.
1. Die Welle auf dem Foto ist in Liverpool. Wann kann man dort surfen und wie fühlt sich das Surfen auf so einer Welle an?
Diese Fährenwelle befindet sich am Crosby Beach nördlich von Liverpool. Wie die meisten Schiffswellen bricht sie bei Ebbe und wenig Wind. Erzeugt wird sie von der Fähre die von Liverpool zur Isle of Man fährt. Bei guten Bedingungen bricht diese Welle perfekt und kann bis zu 1,5 m hoch werden. Nur der Einstieg ist mühsam. Um bei Ebbe überhaupt ins Wasser zu gelangen, muss man bei diesem Spot wegen dem großen Tidenunterschied etwa einen Kilometer durch den matschigen Schlick laufen. Was mit einem Surfbrett unterm Arm echt mühselig ist. Da diese besagte Fähre “eher” langsam unterwegs ist, ist das eher eine “gemütliche” Welle zum Cruisen.
2. Ist das Surfen von Fährenwellen leichter oder schwerer als das Surfen am Meer?
Das Surfen auf solchen Wellen kann man ganz gut mit dem Surfen auf “normalen” Wellen vergleichen, zumindest wenn sie zum Ufer hin brechen. Nur die ungebrochenen Wellen auf offener See oder in grossen Flussmündungen sind meistens sehr schwer anzupaddeln, da man durch das Anpaddeln meistens nicht genug Geschwindigkeit aufbauen kann und somit die Wellen dann einfach unter einem durchlaufen.

3. Worauf muss man achten, wenn man solche Wellen surfen will?
In erster Linie muss man darauf achten, dass man zu den richtigen Bedingungen am richtigen Ort ist. Wenn man einen Spot zum ersten Mal surft und keine Locals im Wasser sind, an denen man sich orientieren kann, dann sollte man nicht zu weit rauspaddeln. Denn dann kann es passieren, dass die Wellen dort noch nicht brechen und einen nicht mitnehmen. Außerdem sollte man sich erkundigen, ob das Surfen dort erlaubt oder geduldet ist. Die Wasserschutzpolizei kann manchmal echt nervig sein…
4. Welches Board eignet sich am besten, um eine Fährenwelle zu surfen?
Die meisten Spots befinden sich in Hafennähe, das heißt, dass die Schiffe schon abbremsen oder noch nicht in voller Geschwindigkeit fahren und die Wellen somit wenig Druck haben. Daher empfiehlt sich ein Board mit viel Volumen oder ein SUP.
5. Wie groß ist die Ferrywave-Surfszene? Kann es auch mal richtig voll im Wasser werden?
Die Szene ist bis auf ein paar Ausnahmen natürlich recht klein. Das hat Vor- und Nachteile. Der größte Nachteil ist, dass es schwierig ist, Informationen über einen Spot zu bekommen. Wenn man dann das erste Mal alleine an einem Spot im Wasser ist, ist es schwierig, die richtige Stelle zu finden, an der man die Welle anpaddeln muss. Vorteile sind natürlich, dass man im Wasser viel Platz hat und dass es so gut wie keinen Localism gibt.

6. Was ist die deiner Meinung nach beste Fährenwelle?
Meine Lieblingswelle befindet sich in Dublin am Dollymount Beach. Bei guten Bedingungen sind dort Ritte von über vier Minuten möglich. Dort ist die Szene auch recht groß. Meistens ist immer ein Local mit im Wasser, der einem gerne hilft, die richtige Stelle im Lineup zu finden.
7. Gibt es auch in Deutschland Fährenwellen? Und welche Spots auf der Welt würdest du noch gerne surfen?
Die bekannteste Welle in Deutschland, die durch eine Fähre erzeugt wird, befindet sich in Warnemünde. Kleinere gibt es aber auch in der Elbe. Beim richtigen Pegelstand gibt es sogar Buchten und Sandbänke im Rhein, wo es möglich ist, ca. 70 bis 80 cm hohe Schiffswellen über eine Distanz von ungefähr 50 Meter zu surfen. In naher Zukunft würde ich gerne nach Barreiro in Portugal reisen. Der Spot liegt bei Lissabon und die Welle dort wird von einer Speedfähre erzeugt. Das macht die Wellen dort sehr schnell, und es ist sogar möglich, diese mit einem Shortboard zu surfen. Außerdem würde ich gerne auch mal die Wellen der Tankersurfcharter in Texas surfen. Dort wird man mit einem Boot raus aufs Meer gefahren, wo perfekte kopfhohe Wellen brechen. Aber auch die kleineren Schiffswellen reizen mich eigentlich immer und ich bin auch immer über neue Spots dankbar.
Wer sich mit Sascha über das Surfen auf Fährenwellen und neue Spots austauschen möchte, kann dies gerne per E-Mail tun: sbaltes1981sb@gmail.com