Der Hamburger Ralf strandete schon 1998 als Surfcoach auf Fuerteventura und gründete 2010 zusammen mit seiner Freundin Renate aus der Schweiz die Surfschule Nalusurf. Jetzt, nach sechs erfolgreichen Jahren, wollen sie Nalusurf verkaufen. Wir haben nachgefragt.

1. Was ist das Beste an Fuerte in Bezug auf Surfen, Leben, Wetter…?

Das Beste ist sicher das Hammerklima und die vielen Surfspots. Hier kann man wirklich das ganze Jahr ins Wasser ohne sich den Arsch abzufrieren. Beziehungsweise das ganze Jahr Surfkurse geben.

2. Was ist dort schwieriger als in Deutschland oder der Schweiz und wie wichtig sind Spanischkenntnisse?

Die „Mañana“-Mentalität macht einem schon manchmal zu schaffen, also dass alles auf morgen verschoben wird. Die Uhren ticken hier einfach anders, und vieles funktioniert nicht immer so koordiniert. Im Urlaub ist das toll, im Geschäftsleben oftmals eher nervig. Im Alltag kommt man gut ohne Spanisch zurecht. Aber wenn es um ein eigenes Geschäft geht oder  Behördengänge, dann funktioniert nur Spanisch. Grundkenntnisse in Spanisch sind deshalb auf jeden Fall nötig, oder man bezahlt alternativ einen Übersetzer.

Ralf (45) und Renate (38) haben vor sechs Jahren Nalusurf gegründet. Jetzt wollen sie Fuerte wieder Richtung Schweiz verlassen.
Ralf (45) und Renate (38) haben vor sechs Jahren Nalusurf gegründet. Jetzt wollen sie Fuerte wieder Richtung Schweiz verlassen.

3. Warum wollt ihr jetzt wieder weg?

Ralf: Ich will mein Glück in der Schweiz versuchen, weil mir nach 20 Jahren die Insel etwas zu klein geworden ist. Aber hauptsächlich gehe ich zurück, um meine langjährige Beziehung mit Renate zu retten.

Renate: Ich kehre in meinen alten Job als Biotechnologin zurück. Ich tausche jetzt Freiheit gegen Sicherheit ein, denn irgendwie werde ich mein “Schweizer Denken” nicht los und möchte eine Familie gründen. Jetzt stehen mir die Türen für die Rückkehr eben noch offen.

4. Habt ihr die Surfschule selbst aufgemacht und trennt ihr euch jetzt schweren Herzens?

Wir haben alles selbst aufgezogen und wollten von Anfang an – im Gegensatz zu vielen anderen Surfschulen – nicht nur immer größer werden und immer noch mehr Leute durchschleusen. Wir waren voller Leidenschaft immer selbst am Strand, um unsere Liebe und Faszination fürs Surfen weiterzugeben und unseren Gästen Qualität zu bieten. Wir geben Nalusurf jetzt schweren Herzens ab, denn da steckt sehr viel von uns drin. Aber Renate möchte eben wieder zurück in ihr geregeltes Leben.

Was nach einer Menge Spaß aussieht, bedarf im Sommer sicher zehn Stunden Arbeit täglich.
Was nach einer Menge Spaß aussieht, bedarf im Sommer sicher zehn Stunden Arbeit täglich.

5. Ist ein Surfcamp zu leiten ein Vollzeitjob, bei dem du rund um die Uhr abrufbereit sein musst, oder kann man eher eine ruhige Kugel schieben?

In der Hauptsaison von Juli bis Januar und während der Osterferien ist es ein Vollzeitjob. Die restliche Zeit würde ich eher als ruhig beschreiben. Ein typischer Tag in der Nebensaison läuft in etwa so ab: Autos beladen, Gäste von den Unterkünften abholen, Kurs am Strand mit kleiner Gruppe (1-8 Schüler), Gäste zurückfahren, Material ausspülen
und putzen – damit ist man maximal sechs Stunden beschäftigt. Dann Bürokram, wie E-Mails checken, Blog schreiben, Buchhaltung, Flyer verteilen… So geht es fünf bis sechs Tage die Woche. In  der Hauptsaison bist du dann sechs bis sieben Tage pro Woche beschäftigt, es finden zwei Kurse nacheinander statt mit acht bis zehn Schülern in einer Gruppe, und es fällt mehr Büroarbeit an. Außerdem unternehmen wir jede Woche noch etwas mit unseren Campgästen und dazu müssen noch Flyer verteilt werden. Da bist du schon mal acht bis zehn Stunden am Tag beschäftigt.

Die Schule ist eben fast das ganze Jahr offen, Sommer wie Winter. Im Winter kommen aber weniger Gäste, und im Februar haben wir die Schule immer zugemacht und uns von der Hauptsaison erholt. Ein enormer Vorteil ist, dass die meiste Arbeit in den Sommermonaten anfällt, wenn die Wellen für gute Surfer am schlechtesten sind. Im Winter aber, wenn die guten Swells kommen, ist genug Zeit, um selbst zu surfen.

Einen solchen Surfspot vor der Tür zu haben, kling gut, oder?
Einen solchen Surfspot vor der Tür zu haben, kling gut, oder?

6. Surfen boomt sicher auch auf Fuerte. Ist die Surfschule somit eine Goldgrube?

Surfen boomt wie überall. Wir haben jedes Jahr mehr Gäste, und ein Ende ist nicht in Sicht.
Die Kanaren werden gerade auch immer beliebter, da viele Reiseziele unsicher geworden sind. Außerdem merken viele gerade, dass hier auch im Winter Wellen laufen und somit wird die Nebensaison immer kürzer. Durch die Strandlizenzgeschichte sind auch einige Konkurrenten weggefallen und werden noch wegfallen. Die Schule ist auf jeden Fall eine Goldgrube.

7. Für wen wäre ein Surfcamp als Zukunftsplan ideal und für wen wäre es keine gute Idee?

Ideal wäre es für begeisterte Surfer, die ihr Wissen auch gerne vermitteln, eine kanarische oder spanische Surflehrerlizenz sowie einen Rettungsschwimmerschein haben oder bereit sind diese zu machen. Auf alle Fälle muss man hinter dem Ganzen auch das Business sehen, sonst kommt man nicht über die Runden. Alleine schafft man den Arbeitsaufwand aber nicht, man sollte daher mindestens zu zweit sein. Keine gute Idee ist es für Party-Animals und für Leute, die glauben, dass es easy ist, jeden Tag am Strand zu stehen.

Wer jetzt Blut geleckt hat und die Surfschule von Ralf und Renate am besten sofort übernehmen will, sollte hier clicken. Da gibt es alle Details zum Verkauf der Surfschule.