Surfen in Griechenland Wer im Mittelmeer surfen will, muss schnell sein und fast minutengenau wissen, wo er wann zu sein hat. Zu kurzlebig sind die Swells, die die Spots in Italien oder an den Mittelmeerküsten von Frankreich und Spanien zum Feuern bringen, als dass man es ruhig angehen könnte.
Der Artikel erschien in der Printausgabe des Prime Surfing Magazine#10
Das gilt auch für Wellenjäger in Griechenland, doch dort wird es nochmal komplizierter. Denn die Wellen müssen sich südlich an Sardinien und Italien vorbeischmuggeln, um wirklich mit ihrer ganzen Kraft bis nach Griechenland zu gelangen. Manchmal sieht dann eine Vorhersage absolut perfekt aus, nur um sich in der Realität in Luft aufzulösen.
Surfen in Griechenland
Oder in Form von kleinen Miniwellchen an die Küste zu rollen, wie Marlon Lipke kurz vor Weihnachten feststellen musste. Seitdem der 33-Jährige Deutsche nicht mehr auf der World Tour surft, hat er sich nämlich exotischen Surfzielen verschrieben. Das Mittelmeer ist dabei immer für eine Überraschung gut, und so ging es auf seinem letzten Trip gemeinsam mit Yannick De Jager aus Holland und dem Spanier Gony Zubizarreta in Griechenland auf Wellenjagd. Kein Weihnachtsgeschenk „Ich habe schon vor ein paar Jahren angefangen, in Europa Trips zu machen, die etwas ungewöhnlich sind“, erzählt Marlon, der an der Algarve wohnt. „Griechenland war da immer schon eine Idee.
Surfen in Griechenland: Weihnachtswunder bleibt aus

Kurz vor Weihnachten sollte es dann soweit sein. Die Vorhersage war gut, die Wellen sollten groß sein. Also rein in den Flieger, ab nach Athen und weiter im Auto zum sieben Stunden Richtung Norden entfernten Spot. Doch schon auf der Fahrt fingen die Probleme an. Der Wagen machte schlapp und uns blieb nichts anders übrig, als die Karre in der Finsternis über die Autobahn zu schieben. Aber es wurde noch schlimmer: Am nächsten Morgen gab es keine satten Wellen zu sehen, sondern Minipeeler für die diese Reise eindeutig viel zu viel Aufwand gewesen war. Der Swell hatte einfach die falsche Richtung gehabt und war an Griechenland vorbei gezogen statt die Küste voll zu treffen.“
Surfen in Griechenland: Nochmal volles Risiko?
Einen Monat nach dem Fiasko gab es den nächsten Swellalarm für Griechenland. Aber Marlon war unsicher. Zu frisch waren noch die Erinnerungen an das letzte Mal, als eigentlich nur ein Haufen Geld verbrannt worden war. Diesmal war der Swell etwas kleiner, dafür aber mit einer besseren Richtung und einer für das Mittelmeer hohen Wellenperiode von 10 Sekunden. „Zum Glück sind wir aber am Ende doch nochmal aufgebrochen“, meint Marlon. „Schließlich haben wir Wellen gesehen, gesurft und gefilmt, wie sie noch nie in einem Video aus Griechenland zu sehen waren.“ 1 Tag, 9 Stunden Tageslicht, 3 Spots „Am Tag bevor der Swell ankommen sollte, waren wir schon vor Ort an einem Spot, der etwa zwei Stunden von Athen entfernt ist.
Es war natürlich total flach“, erzählt Marlon vom Tag vor dem Tag aller Tage. „Der nächste Morgen war regnerisch, ja fast schon stürmisch – allerdings ein Offshore-Sturm. Als wir dann das Meer sahen, war klar, dass die Wellen eine Menge Druck hatten. Da rollten kleine Barrels an, und es war kein Mensch weit und breit. Gut, es war noch früh und in Griechenland stresst sich wirklich niemand und steht auch noch extra früh auf. Wir waren natürlich sofort im Wasser, drei oder vier Stunden. Danach sind wir weiter zu einem der Mainspots, wo auch circa 20 griechische Surfer im Wasser waren. Zuerst standen wir da, schauten und wollten eigentlich gar nicht ins Wasser. Doch dann kam ein Set durch, und wir waren sofort überzeugt. Da rollte eine megageile Rechte über das Steinriff. Doch das sollte noch nicht das Highlight gewesen sein, aber dazu später mehr.“

Surfen in Griechenland: Griechenland einst und jetzt
Es heißt, dass es vor zehn Jahren ganze sechs Surfer in Griechenland gab. Heute sind es 4.000. Dazu kommen die ersten Shaper und etliche Surfshops. Aber das ist auch kein Wunder, denn es gibt dort bessere Wellen als man denkt. Zum Beispiel waren die Bedingungen während des Trips von Marlon, Gony und Yanneck zwar atemberaubend, aber auch nicht total ungewöhnlich für einen griechischen Winter. Schon vier Tage nachdem die drei wieder weg waren, rollte der nächste Swell heran. Dazu kommen Temperaturen, für die ein 3/2er Wetsuit vollkommen ausreicht.
Surfen in Griechenland: Zurück zum Highlight

„Als die Sonne langsam unterging, saßen wir noch im Lineup des Mainspots, als wir aus den Augenwinkeln eine Slab sahen. Zunächst fragten wir einen Local, aber der meinte nur, dass da nie jemand surft, wirklich nie. Wir sind trotzdem hingepaddelt, und was wir da dann sahen, war eine Gony Zubizarreta surft auch nach 6 Stunden im Wasser noch wie ein junger (spanischer) Gott der besten Slabs, die ich je gesurft bin. Da gab es Wellen, wie man sie sonst nur in Indonesien findet. Als ich in diesen Trip gestartet bin, dachte ich an Wellen, die vielleicht für ein paar Turns reichen, und dann gab es solche Barrels. Und das waren noch nicht einmal die Setwellen.
Von denen haben wir nämlich keine erwischt, weil es dunkel wurde. Eine zweite Chance gab es aber leider nicht, denn am nächsten Tag war der Swell auch schon wieder weg. Ein Grund, weshalb ich auf jeden Fall noch einmal nach Griechenland möchte – denn Malakas, wie wir den Spot getauft haben und was so viel wie ‚Du Verrückter‘ heißt, will ich unbedingt noch einmal mit etwas mehr Zeit erleben.“
Surfen in Griechenland: Hier der Trip in Bewegtbild
Lipke war schon immer ein Freund exotischer Wellen und hat sich auch schon an der norwegischen Atlantikküste versucht.