Surfen in Schweden mit Freddie Meadows

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Surfen in Schweden – Die Ostsee kann kopfhohe Barrels produzieren. Die Kunst ist nur zu wissen, wo und wann das passiert. Einer der diese Fähigkeiten perfektioniert hat, ist der Schwede Freddy Meadows. Uns hat er erklärt, warum ein Survivalsuit of Surfmission in Schweden unerlässlich ist und oh das gelobte Land Halle Ostsee-Surfer liegt.

Der Artikel erschien ursprünglich im Prime Surfing Magazine#11

Surfen in Schweden mit Freddie Meadows

Gibt es jede Woche Wellen bei dir daheim in Schweden?

Tja, man könnte hier jede Woche ein oder zwei Mal surfen, allerdings nur, wenn du über die Fähigkeit verfügst, dich zu teleportieren. Denn zwischen den Spots liegen oft sechs bis acht Stunden im Auto. Für einen Surfer in Schweden sind sechs Stunden Fahrt zum Spot ganz normal. Wenn du das ein paar Mal die Woche machst, bist du am Ende ganz schön fertig, und dazu kommt, dass du nicht immer perfekte Wellen findest. Da kommt schon die Frage auf: Lohnt sich das? Denn surfen heißt hier oft, auf einem Log eine kleine Welle nehmen und auf ihr Richtung Ufer gleiten. Es heißt nicht, auf einem Shortboard richtige Turns zu ziehen.

 Wie sieht der perfekte Tag in Schweden aus?

An den wirklich epischen Tagen gibt es Barrels in der Ostsee, und wenn du hier so eine Welle auf eigene Faust findest, ist das so viel besser als irgendwelche perfekten Wellen in Indo zu surfen. Das fühlt sich an, wie die Früchte seiner Arbeit zu ernten. Aber ich habe in den letzten neun Jahren auch unzählige Stunden in das Studieren des Meeresbodens, der Wettercharts und der Swells investiert.

Nun weiß ich in etwa, wo ich wann eine gute Welle finden kann. Aber es war nicht immer leicht, motiviert zu bleiben. Von zehn Surfexpeditionen wurde ich nach langen Stunden on the Road am Ende sicher neun Mal enttäuscht und habe nur ein einziges Mal gescort.

Surfen in Schweden
Bei weitem nicht perfekt, dafür aber mit Crowd Faktor Zero

Wie schaffst du es, trotz so vieler Nullrunden motiviert zu bleiben?

Tatsächlich habe ich unzählige Surftrips hinter mir, die nur aus Autofahren bestanden. Im Normalfall sieht das so aus, dass ich mitten in der Nacht aufstehe und stundenlang fahre, um gegen 7 Uhr morgens am Spot zu sein. Dabei checke ich alle 30 Minuten online die Wettervorhersage, und es kommt tatsächlich vor, dass alles super aussieht.

Zumindest bis ich nur noch 30 Minuten vom Ziel entfernt bin. Da schlägt dann plötzlich alles um, und an Surfen ist nicht mehr zu denken. Folglich saß ich dann acht Stunden vollkommen umsonst im Auto. Aber mich frustriert das nicht. Ich sehe es eher als Lektion, bei der ich etwas dazu lerne und die mir vielleicht hilft, am Tag der Tage zur richtigen Zeit vor Ort zu sein.

Du hast einige Spots in Schweden entdeckt – per Zufall oder dank deines Durchhaltevermögens?

Eher durch lange Planung! Zuerst habe ich mir die Riffe bekannter Spots irgendwo in der Welt angeschaut und dann gesucht, ob es solche Riffe auch hier gibt. Als nächstes habe ich mir die Spots bei Flat angeschaut und abgeschätzt, ob tatsächlich eine Welle brechen könnte. Dann hieß es, auf den richtigen Swell zu warten, was bei manchen Spots auch mal eineinhalb Jahre dauern kann. Am Tag X zeigte sich dann schließlich, ob ich richtig lag oder nicht.

Einen richtigen Volltreffer landete ich bei einem Spot, den ich „Orm“, auf Deutsch „Schlange“, genannt habe, weil sich die Welle quasi um eine Ecke windet. Das erste Mal dort war nämlich zugleich meine beste Session an dem Spot. Ich surfte dort auch noch größere oder cleanere Swells, aber so gut wie beim ersten Mal war es nie wieder.

Was war deine beste Entdeckung bisher?

Ohne Frage Valhalla. Der Name steht in der nordischen Mythologie für den Himmel der Wikinger, also eine Art gelobtes Land. Wir haben die beste Welle der Ostsee so benannt. Keine Welle ist heftiger, aber auch kaum ein Spot bricht seltener. Hat Valhalla doch nur zwei Mal in den letzten drei Jahren funktioniert. Gefunden habe ich den Spot, als ich vier Tage mit ein paar Freunden im Wald campierte und jeden Tag einen neuen Küstenabschnitt nach Wellen absuchte.

An diesem Tag waren wir schon über Stunden zu Fuß unterwegs und sahen ständig dicke Lines anrollen. Leider detonierten die aber direkt auf den Felsen am Ufer. Da gab es noch eine letzte Anhöhe vor uns, und wir wollten schon aufgeben. Am Ende sind wir aber doch noch hochgestiegen, und da war sie: Eine Barrel, die zugleich als perfekter Peak nach rechts und nach links über das Riff brach und in beide Richtungen ihren Spit nach außen blies. Valhalla ist definitiv eine Welle, die dir Angst macht.

Surfen in Schweden

Das Riff ist etwas tiefer als gewöhnlich, und daher braucht es einen dicken Swell, um den Spot zum Leben zu erwecken. Wenn diese Welle bricht, sieht es definitiv nicht nach Ostsee aus, und es fühlt auch eher wie ein Spot in West Oz an, wo du deinen ganzen Mut zusammennehmen musst, um anzupaddeln. Nicht wegen der Größe der Welle, sondern weil sie so brutal bricht.

Ich hatte da auch den ersten und einzigen Two-WaveHolddown meines Lebens. Das hört sich an, als ob die schwedischen Wellen alle irgendwo tief im Wald versteckt sind. Es gibt ein paar wenige Spots, vor denen man direkt parken kann. Für viele andere musst du gehen, manchmal nur 500 Meter, manchmal aber auch zehn Kilometer durch den Wald. Oft sehen die Entfernungen auf einer Karte nur nach einem zehnminütigen Marsch aus, in Wirklichkeit brauchst du dann aber über eine Stunde, weil das Gelände einfach so unwegsam ist.

Dann marschiert man den ganzen Tag, vergisst dabei, Wasser zu trinken und ist schließlich am Ziel so kaputt, dass man vom ersten Set komplett zerlegt wird. Manchmal muss man auch über eisverkrustete Felsen absteigen oder ähnliches – ich bin da in Sachen Ausrüstung aber nicht so supertechnisch unterwegs, sondern improvisiere und hoffe auf das Beste. Im Normalfall ziehe ich für solche Touren meinen Wetsuit an, einen Survival-Suit darüber, dazu dicke Stiefel und wandere mit Rucksack und Board los.

Surfen in Schweden

Kann es dir auch mal zu kalt werden, um zu surfen?

Kälte ist relativ. Ein Beispiel: Ich finde nicht, dass es im Herbst bei 7 Grad Wassertemperatur kalt ist. Wenn mich dann aber Freunde besuchen, sagen die nur: „Oh Shit, no way!“ Im Februar kommt es dagegen vor, dass ich echt Angst habe, mit dem Kopf unterzutauchen. Dann ist die Ostsee weiter oben im Norden aber auch eisbedeckt, und die Wassertemperatur beträgt etwa 0.5 Grad – das tut weh, und kälter wird es das ganze Jahr nicht.

Im Winter sind auch 60 bis 80 Prozent der neuen Spots off Limits, weil sie einfach zu schwer zu erreichen sind. Falls man doch mal eine solche Mission unternimmt, weil die Wellen wirklich perfekt sind, dann lautet die Regel Nummer 1: Genug Kraft sparen, um zurückzukommen. Wenn man nämlich noch eine Wanderung vor sich hat, darf man vorher seine Energie nicht komplett beim Surfen verbrauchen.

Surfen in Schweden
Auch wenn ihm Kälte nichts ausmacht, kommt Freddie auch im warmen Wasser gut zurecht

 Wie wird man bei so rauen Bedingungen überhaupt zum Surfer?

Das war mit 14. Da war ich zu Besuch bei den Lipkes in Portugal, weil mein Vater und Marlons Vater sich gut kennen. Da habe ich Surfen zum ersten Mal als richtigen Sport gesehen und diese Freiheit, die darin steckt: Es gibt keine Regeln, und du kannst alles auf einer Welle machen, was du willst. Als ich dann zurück in Schweden war, versuchte ich alles, um Wellen zu finden. Und eines Tages brachen tatsächlich kleine Wellen, und mir war zum Heulen zumute, weil ich kein Board hatte. Am Ende borgte ich mir ein Windsurfboard aus dem Garten der Nachbarn.

Von da an surfte ich diese Windsurfplanke an jedem Tag mit Wellen und wurde regelrecht besessen davon, Wellen zu finden. Meine Mutter sah das und besorgte mir ein richtiges Surfboard. Aber sie tat noch mehr und fuhr mich auch zu verschiedenen Spots – sogar im Winter, wenn ich zwei Wetsuits übereinander trug, eine Mütze und darüber eine Badekappe, sowie Snowboardhandschuhe und Spülhandschuhe aus Gummi darüber. Ich kann mir nicht vorstellen, was sich meine Mutter dachte, als sie mich so zum Strand brachte.

Das war der Start zur Profikarriere?

Nicht ganz, aber mit 15 war ich soweit, dass es außer Surfen nichts anderes mehr für mich gab. Mit 16 habe ich dann meinen Eltern verkündet, dass ich die Schule abbreche und bin für ein Jahr nach Portugal zu den Lipkes gegangen. Dort surfte ich ständig mit Marlon, seinem Bruder Melvin und vielen guten Portugiesen. Ich war zwar immer der Schlechteste im ganzen Lineup, aber ich lernte unheimlich schnell und viel. Später kamen dann die ersten Junior Contests und Sponsoren. Ich wurde zum ersten Pro-Surfer Schwedens, bestritt Wettkämpfe und surfte, wo die meisten Fotografen waren. Acht Jahre ging das so.

Surfen in Südschweden

Heute nicht mehr?

Nein, kurz vor dem Trip, auf dem wir den Spot Valhalla entdeckten, cancelte ich meinen Flug zu den World Games und ging lieber campen im Wald. Ich hatte einfach keine Lust mehr, mein ganzes Geld für Reisen zu den Contests auszugeben, sondern wollte stattdessen lieber neue Wellen vor meiner Haustür, in der Ostsee, entdecken. Das war vor ein paar Jahren, und zu diesem Zeitpunkt dachte ich, dass meine Surfkarriere nun den Bach runter gehen würde. Aber das Gegenteil ist der Fall, und heute läuft es besser für mich als je zuvor.

Du verdienst als Surfer genug, um davon zu leben?

Ja, als gesponserter Surfer bekomme ich ein Budget für das ganze Jahr und das muss ich dann einteilen. Da kommt es schon vor, dass ich eine Zeitlang wie ein König lebe und am Ende des Jahres im Auto schlafe und Reis koche.

Wenn du die Wahl hättest zwischen Indo und Schweden, wo würdest du lieber leben?

Schau, ich habe die letzten drei Jahre kaum einen Trip gemacht, war nur in Skandinavien und hatte die beste Zeit meines Lebens, aber es war als Surfer auch schwer, mein Niveau zu halten. Das ist wie mit allem im Leben: Wenn man es nicht oft genug macht, dann verliert man das Gefühl dafür. Und in Schweden kommt man einfach nicht oft genug zum Surfen.

Aber bei der Wahl zwischen Indo und Schweden würde ich Schweden vorziehen – denn jetzt kann ich wieder auf Reisen gehen ohne Angst haben zu müssen, zu Hause etwas zu verpassen. Mit dem Wissen, das ich in den letzten Jahren über die Ostsee gesammelt habe, weiß ich jetzt, wann wo welcher Spot funktioniert. Die vielen Stunden im Auto haben sich also ausgezahlt.

Freddie Meadows hatte schonmal unsere Friday Evening Wave

IG: Freddie Meadows

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