Ein halbes Jahr auf den Malediven – hört sich an wie ein Traum, doch wie ist die Realität vor Ort? Thomas Schmidt weiß es genau. Der 39-jährige aus Marl im Ruhrgebiet arbeitete zwischen April und Oktober diesen Jahres sechs Monate als Surfguide für die Gäste des Club Med auf den Malediven. Nicht seine erste Station im Surfbusiness. So arbeitete er schon als Surflehrer an Stränden von Frankreich bis Neuseeland, holte nebenbei einige Titel als Deutscher Meister im Longboarden und startete 2013 mit mycustomsurf.com sein eigenes Business als Surfcoach.
“Das Beste an dem Job war definitiv die Wellenqualität. Wenn ich zurückschaue, habe ich ein halbes Jahr lang jeden Tag gute Wellen gesurft. Vielleicht nicht immer absolut perfekt, aber einfach richtig gut. Vor allem, wenn man aus Europa kommt, wo die Bedingungen oft alles andere als verlockend sind. Ein Swell Mitte Oktober ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Das war der größte Swell des Sommers, der ist vier Tage angewachsen und dann vier Tage wieder kleiner geworden, und am Peak rollten permanent 8- bis 10-Fuß-Sets an. Da surfte aber auch kaum mehr einer, das war für fast alle über ihrem Limit. An den anderen Tagen waren die Bedingungen aber machbarer und es war so am Feuern, dass ich nur dachte: Was geht denn hier ab? Dazu kam nämlich noch, dass kaum Boote da waren, die Sonne schien und der Wind die perfekte Richtung hatte.

Es ist aber nicht immer so. Nur eine Woche später waren acht Boote vor Ort, der Swell miniklein und die Windrichtung relativ schlecht. Das Problem ist, dass bei kleinen Wellen alle an die Spots gehen, die noch am meisten Swell abbekommen und da ist es dann echt bumsvoll. Da sind dann 40 Leute am Peak, es wird geschrien und ein Drop-In jagt den nächsten. Klar, dass Stimmung im Wasser dann echt schlecht ist – auch weil einige meinen, sie hätten für Wellen gezahlt und nun das Recht sie zu nehmen.
Ich würde schon sagen, dass man meinen Job als Arbeit bezeichnen kann. Wenn etwa eine Ferienwoche in Israel oder Australien ansteht und der Swell klein ist, muss man auch mal viel Arbeit reinstecken, dass deine eigenen Gäste Wellen bekommen. Manche surfen natürlich gut und sorgen selbst für sich. Andere sind aber nicht so versiert, denen sage ich dann etwa, wo genau sie sitzen sollen, um Wellen bekommen. Oder ich nehme selbst Wellen und sage ihnen, dass sie mir reindroppen sollen, wenn sie sich selbst im Lineup nicht durchsetzen können. Manche schiebe ich sogar in Wellen rein. Es kommen eben alle Levels – Profis wie Pat Gudauskas genauso wie ein neunjähriges Kind, das überhaupt nicht surfen konnte. Es gab ja auch das Angebot für Surfkurse. Da war ich dann schwimmend mit Flossen unterwegs, während die Surfschüler hauptsächlich damit beschäftigt waren, auf dem Board liegen zu bleiben. Wenn du das zwei Stunden machst, ist das ein richtiges Workout.”

Wie oft du als Surfguide selbst zum Surfen kommst, erfahrt ihr auf der nächsten Seite…