Valeska Schneider ist 24 Jahre alt, surft seit 2012 (gerade erst hat sie zwei Titel bei den adh-Open geholt), studiert Management und hat den Jackpot unter den Orten für Auslandssemester geknackt: Die Münchnerin besucht seit Februar die Uni in Melbourne.

1. Hast du dich ganz bewusst für Melbourne entschieden oder gab es für dich auch andere Orte auf der Welt, die für ein Auslandssemester in Frage gekommen wären?

Für mich kam nur Australien für das Auslandssemester in Frage, und dort konnte ich mich genau für zwei verschiedene Unis bewerben, die beide auch noch in Melbourne waren. Folglich hatte ich nicht viel Auswahl. Eigentlich hätte ich zwar eine Stadt bevorzugt, die etwas näher an der Küste liegt, aber im Endeffekt ging es mir lediglich um eine Uni, die an irgendeiner australischen Küste liegt.

Doppelsieg auf Long- und Shortboard bei den ADH jetzt im Mai. Dafür hat sich sogar die Anreise von Australien gelohnt.
Doppelsieg auf Long- und Shortboard bei den adh-Open jetzt im Mai. Dafür hat sich sogar die Anreise von Australien gelohnt. Fotocredit: Lorenz Maier
Nach dem Sieg bei den ADH kam der Ruhm: Interviewtermin im Bayrischen Fernsehen.
Nach dem Sieg bei den adh-Open kam der Ruhm: Interviewtermin im Bayerischen Fernsehen.

2. Was ist so gut an Australien, dass du unbedingt dorthin wolltest?

Ich war direkt nach dem Abitur ein Jahr lang mit einem Work & Travel-Visum in Australien und habe mich damals in das Land verliebt. Ich glaube, es ist der Lifestyle, der mir am meisten gefällt. Also, dass du hier eine ganz normale Karriere oder Studium mit Surfen verbinden kannst. Oder, dass es ganz normal ist, vor oder nach der Arbeit oder sogar in der Mittagspause eine Runde ins Wasser springen.

Seit Ostern sinken die Temperaturen und steigt die Wellenqualität in Victoria.
Seit Ostern sinken die Temperaturen und steigt die Wellenqualität in Victoria. Fotocredit: Yvonne Schneider

3. Unser Bild von Australien ist geprägt von etlichen Klischees: Überall sind Kängurus, alle grillen ständig, jeder surft und alles ist voller tödlicher Tiere… Was war für dich komplett anders als erwartet?

Am meisten überrascht hat mich, dass die Leute in den verschiedenen Regionen ziemlich unterschiedlich sind. In Queensland an der Gold Coast waren alle extrem offen, gechillt und freundlich. So gut wie jedes Mal, wenn ich aus dem Wasser kam, wurde ich gefragt, wie es war. So kam man direkt ins Gespräch und wurde aufgenommen. Als ich dann nach Torquay in Victoria gezogen bin, dachte ich, dass es dort genauso einfach sei, einen Freundeskreis aufzubauen. Aber Torquay ist eine Kleinstadt, und vermutlich auch durch das kältere Klima sind die Menschen etwas verschlossener. Daher hat es eine Weile gedauert, um aufgenommen zu werden. Im Wasser sprechen die Leute hier auch viel weniger miteinander, und die verschiedenen Grüppchen bleiben schon sehr unter sich. Jeder kennt jeden, und Neuigkeiten sprechen sich sehr schnell rum. Jeder wusste ziemlich schnell, wer ich war. Ich dagegen kannte so gut wie niemanden. Mit der Zeit hat sich das aber gebessert und mittlerweile habe ich einen richtig coolen Freundeskreis dort unten.

Bells Beach, wenn Swell und Wind perfekt harmoniren: 6 Fuß und Offshore. Der größte Tag, den Valeska bisher hier gesurft hat.
Bells Beach, wenn Swell und Wind perfekt harmonieren: 6 Fuß und Offshore. Der größte Tag, den Valeska bisher hier gesurft hat. Fotocredit: Valeska Schneider

4. Du lebst ja nicht in Melbourne, wo du studierst, sondern in Torquay. Wie hast du dir das Leben in Australien eingerichtet?

Ich lebe zwar circa 90 Kilometer von der Innenstadt Melbournes entfernt. Dafür bin ich aber in Torquay an der Surf Coast, wo die ganzen berühmten Spots wie Bells Beach oder Winkipop liegen. Für mein Auslandssemester musste ich aber nur drei Kurse belegen. Einen davon habe ich zudem als Blockkurs an drei Samstagen gewählt. Deshalb habe ich nur an zwei Abenden pro Woche meine Seminare. So komme ich generell eigentlich fast jeden Tag ein bis zwei Mal ins Wasser, weil ich auch mal bei Onshore surfe. Am liebsten surfe ich Winki oder Bells, sobald diese Spots laufen, bin ich eigentlich immer dort im Wasser. Außer wenn ich Abgaben für die Uni habe oder vormittags arbeiten muss – dann wird das ein bisschen eng.

Auf der nächsten Seite erfahrt ist, wieso man sich in Torquay keine Gedanken über Weiße Haie machen muss.