Wieso konnte John John Florence nur in Rio gewinnen?

Wir kannten den Sieger doch schon, waren uns so sicher, dass Gabriel Medina den Oi Rio Pro gewinnen würde und nun das. John John Florence holt den Sieg. Daher gibt es heute einige Fragen zu klären.

Warum hat Gabriel Medina nicht gewonnen?

Tja, warum nur. Gestern hatten wir erst behauptet (und wir waren davon wirklich felsenfest überzeugt), dass Gabriel in Rio nicht zu schlagen ist. Dann startete der Contest, Gabriel flog im Semifinale gegen Jack Freestone raus und unsere Prognose war vom Tisch. Klar, die Bedingungen waren fies. So fies, dass normale Durchschnittssurfer lieber an die Bar anstatt in den Lineup aufgebrochen wären. Kurz: Ein riesiger Cloesout jagte den nächsten und nur ab und zu gab es eine surfbare Welle dazwischen. Aber so sah der Ozean auch am Tag zuvor aus, als Gabriel unschlagbar erschien. Nein, der Grund für die Niederlage war die schlaue Taktik von Jack Freestone. Der ließ sich nämlich nicht auf ein Air-Duell gegen Gabriel ein, das er sicher verloren hätten, sondern zeigte seinen eigene Style: Jack suchte Wellen, die ihm Raum für zwei massive Turns ließen (von denen es ziemlich wenige gab) und bekam so genauso hohe Wertungen von den Judges wie Gabriel für seine Airs. So gab es ein Duell auf Augenhöhe, dass Jack am Ende für sich entscheiden konnte.

So lief das Duell zwischen Gabriel Medina und Jack Freestone.

Wer ist Jack Freestone?

Der 24-jährige Australier aus New South Wales erlebt dieses Jahr gerade als Rookie sein erstes Jahr auf der Tour und ist zuvor vor allem als Freund von Alana Blanchard (von der es gerade ein neues Video zu sehen gibt) bekannt geworden. Aber Jack ist mehr als nur der Anhang des Surf-Models mit Hang zu winzigen Bikinis. Er kann nämlich alles: Heftige Turns, Airs und schreckt dabei vor den heftigesten Wellen nicht zurück. In Rio erlebte er außerdem ein Comeback von einer Knieverletzung, wegen der er die letzten beiden Contests verpasst hatte.

Jack und der Grund, warum er über die Surfszene hinaus bekannt ist: Alana Blanchard.
Jack und der Grund, warum er über die Surfszene hinaus bekannt ist: Alana Blanchard.
Momentan ist Jack wieder platinblond - Alana gefällt's.
Momentan ist Jack wieder platinblond – Alana gefällt’s.

Warum hat Jack dann nicht auch den Contest gewonnen?

Weil er im Finale auf John John Florence stieß und der dominiert einfach jeden anderen Surfer, wenn er in der richtigen Laune dafür ist. So wie gestern in Rio. Da dauerte es nämlich keine zehn Minuten und John John hatte Jack tief ins Combo-Land verbannt, wie die Kommentatoren sagen (= Jack hätte nicht nur eine, sondern gleich zwei 9-Punkte-Ritte gebraucht, um wieder Anschluss zu bekommen). Eine Situation, die sich bis zum Ende des Finales nicht mehr ändern sollte. John John schaffte es einfach, Tubes (im Semifinale) und Sections für Turns (im Finale) zu finden, wo kein anderer sie sah. Vielleicht weil er daheim auf Hawaii viel Zeit in Pupukea verbringt, wenn Pipeline nicht bricht. Denn das ist ein Spot, an dem die Wellen bei Onshore an den Strand gedrückt werden, starke Strömungen produzieren und vollkommen chaotisch brechen – eben genau wie gestern in Rio.

Der Weg ins Finale für John John und Jack samt den besten Kommentatoren der WSL-Tour.

Wie sieht die Rangliste nun aus?

Spannend, da John John sich mit dem Sieg auf Platz drei katapultiert hat. Das Rennen ist also offen, und Matt Wilkinson muss wieder zulegen, wenn er den ersten Platz verteidigen will (in Rio flog er in Runde zwei raus, schlechter geht nicht). In zwei Wochen geht es in Fidschi weiter, und wir sind für euch live vor Ort (wenn wir noch einen Flug um 100 Euro finden).

Rangliste_WSL_Tour
Von der alten Garde der großen Favoriten hält sich nur noch Joel Parkinson auf Platz 10 der Top Ten.